Mittwoch, 18. Dezember 2019

Vertrauen

Vertrauen bedeutet für mich immer, sich verlassen, einlassen, fallen lassen können, und damit auch ein Stück Abhängigkeit („Meint mein Partner es wirklich gut mit mir oder spielt er nur mit meinem Gefühl und spielt Spielchen mit mir?“)
In der Regel entwickle ich Vertrauen sehr früh, bereits als Baby in meiner Familie. Wer dort Sicherheit, Wärme und Geborgenheit erlebt, kann vertrauen. Das nennen Psychoanalytiker Urvertrauen. Wer anhaltende liebevolle und sorgsame Zuwendung von Bezugspersonen (meist sind das die Eltern aber auch andere liebevolle Personen) erfährt, erlebt emotionale Stabilität. Diese ist später verantwortlich dafür, wie sehr ein Mensch vertrauen kann. Das Urvertrauen ist für eine möglichst angstfreie Auseinandersetzung ohne Kontrolle und Manipulation mit anderen Menschen notwendig. Es entscheidet, mit welchen Augen ich die Welt sehe.
Menschen, die wiederkehrende oder anhaltende Vernachlässigung, Lieblosigkeit oder gar Misshandlungen erlebt haben, fehlt fast immer an Urvertrauen. Diese Beziehungserfahrungen spiegeln sich dann in der bestehenden Partnerschaft wieder und haben nicht selten Beziehungs- sowie Bindungsprobleme zur Folge. Das ist ein guter Nährboden für Misstrauen, Angstzustände, Aggressivität, verschiedene Zwänge (Kontrollzwang, Essstörungen), Depressionen, Persönlichkeitsstörungen oder Suizidalität. Wenn ich vertrauen kann, erlebe ich ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Misstrauen dagegen erzeugt Angst und anhaltende Unsicherheiten. Um diese besser kontrollieren zu können, werden Machtspielchen eingesetzt. Die anderen zu beherrschen, um eigene Unsicherheiten nicht mehr ertragen zu müssen, das kann jedoch nicht lange gut gehen. Es stresst den Kontrolleur, weil er ständig in „Hab-Acht-Stellung“ ist und es stresst das soziale Umfeld, weil dieses das Verhalten des Kontrolleurs als Einschränkung der eigenen Persönlichkeit empfindet.
Deshalb empfiehlt es sich für diese Menschen durch den allmächtigen Gott, Vertrauen nachreifen zu lassen. Dies kann im Rahmen einer Seelsorge oder einer christlich orientierten Psychotherapie mit viel Gebet geschehen.
Jetzt kommt für mich das Bild des inneren Kindes zum tragen, was jedem von uns innewohnt. Jenes Kind, was ich einst war. Innerlich hofft dieses Kind die Liebe, Wärme und Geborgenheit der Eltern zu erhalten. Viele Menschen hoffen bis ins hohe Alter darauf. Es kostet etwas Überwindung den Mut aufzubringen, nicht mehr zu hoffen, dass Eltern oder Partner/Partnerin diese Sehnsucht nach Geborgenheit befriedigen, sondern dass ich selbst es bin, die mir das geben kann, was ich brauche. Mit der Hilfe Gottes dem eigenen inneren Kind Stimme zu verleihen bedeutet, trotzdem einem im Leben wo vieles verwehrt geblieben ist, das Vertrauen nachreifen zu lassen - in sich, andere Menschen und die Welt.
Burkhard Henze
https://dailyverses.net/de/vertrauen

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