Samstag, 28. September 2019

Richten

Ich habe festgestellt das bei vielen Menschen Wörter wie Richten und Gericht negative Gedanken  hervorrufen und sie setzen eine schlechte Haltung voraus. Hinter dem Beurteilen steht jedoch der Wunsch, die Wahrheit über eine Sache zu sehen und anzunehmen und auch anderen wirklich darin zu helfen. Ohne diese Motivation wird eine vollkommen gerechtfertigte und angebrachte Ermahnung ein liebloses und erbarmungsloses Verurteilen sein. In der Bibel findet man mehrere Stellen, in denen gegen dieses selbstgerechte, pharisäische Verhalten gesprochen wird (z. B. Matthäus 9,9-13, Lukas 18,9-14 .).JESUS meint mit der folgenden gut bekannten, aber leider oft falsch interpretierten Warnung eben dieses lieblose Verhalten. Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn mit welchem Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr messt, wird euch gemessen werden. Was aber siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den Balken aber in deinem Auge nimmst du nicht wahr. Oder wie wirst du deinem Bruder sagen: Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, der Balken ist in deinem Auge. Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann wirst du klar sehen, um den Splitter aus deines Bruders Auge zu ziehen. (Matthäus 7,1-5)  Aus dem Zusammenhang wird klar, dass der Angesprochene ein hochmütiger, selbstgerechter Heuchler ist, der die Sünden Anderer gerne betont, ohne seine eigenen sehen zu wollen. Es geht also nicht darum, dass man den Splitter nicht entfernen darf. Jesus kritisierte die verurteilende Gesinnung, die er mit diesem Bild beschrieben hat und ruft auf zu ehrlicher, demütiger Selbstkritik und zur Abkehr von eigenen Sünden. Dann werden wir fähig sein, den Anderen zu helfen. „Was aber siehst du den Splitter … den Balken aber in deinem Auge nimmst du nicht wahr? Oder wie wirst du sagen: Erlaube, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und siehe, der Balken ist in deinem Auge?“ Was JESUS hier sagte, passt nicht zu dem weit verbreiteten Gedanken, dass man den Splitter im Auge der anderen nicht antasten darf. Einen Splitter im Auge zu haben ist niemandem angenehm. Es wäre lieblos, dem anderen nicht zu helfen.  In Lukas 6,37-42 finden wir die Parallele zu Matthäus 7,1-5:  Und richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden, verurteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt werden, sprecht frei, und ihr werdet freigesprochen werden! (Lukas 6,37)
Burkhard Henze
https://www.taize.fr/de_article4027.html

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