Freude

Heute fahre ich nach Göttingen zu einem Seminar und am Horizont geht die Sonne auf. Freude kommt nicht durch das, was mir passiert, sondern wie ich darauf reagiere – welche Einstellung ich zu alten Erfahrungen und Mustern habe. Ich brauche auch nicht mich als hilfloses Opfer der Umstände zu fühlen. In welcher misslichen Lage ich mich auch befinde, ich sollte mich fragen: Was möchte Gott, der mein Herz genau kennt, dass ich die Situation beurteile und mich ihr stelle? Dann entscheide ich mich – mit seiner Hilfe – dafür, die richtige Einstellung zu haben. Ein gutes Beispiel dafür ist das Leben des Apostels Paulus. Wenn jemand je Grund für Selbstmitleid, Frust und den Gedanken „Wehe mir!“ gehabt hätte, dann wäre es Paulus (2. Korinther 11,23-28). Bevor Gott ihn berief, war Paulus hartherzig, böse und zornig. Er verfolgte und ermordete Christen. Vom Saulus zum Paulus. Nach seiner Bekehrung verwandelte er sich in eine liebevolle, warmherzige und freudige Person – teilweise deshalb, weil er die unglaubliche Großzügigkeit der Gnade und Barmherzigkeit Gottes begriff. Ironischerweise gehören die „Gefängnis-Episteln“ zu den freudigsten Büchern der Bibel – Briefe, die Paulus während seiner Gefangenschaft in Rom geschrieben hat (Apostelgeschichte 28,16-31). Er schrieb Briefe an die Epheser, Philipper, Kolosser und an Philemon. Ein Mann, der eigentlich selbst Ermutigung brauchte, gab anderen Ermutigung!  Paulus beschrieb sein außerordentliches Leiden als „leicht“, verglichen mit „der unendlichen, unvorstellbaren Herrlichkeit“, die Christen bei der Auferstehung erwartet (2. Korinther 4,17; auch Römer 8,18; ) Was für eine großartige und demütige Einstellung! Paulus schrieb: „Ich habe nämlich gelernt, mit der Lage zufrieden zu sein, in der ich mich befinde“ (Philipper 4,11). Zufriedenheit ist ein großer Bestandteil von Freude. Er wies uns an, Freude nicht nur dann zu empfinden, wenn alles gut läuft. Er sagte: „Seid allezeit fröhlich“ (1. Thessalonicher 5,16).
Burkhard Henze

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